Bosnien und Herzegowina hat seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit bei der Untersuchung von Verbrechen, die in der Zeit von 1992 bis 1996 begangen wurden, erklärt. Laut einem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter organisierten Gruppen von Ausländern während des Krieges die Jagd auf Zivilisten.
Ende 1993 warnte der bosnische Geheimdienst den italienischen Militärgeheimdienst (SISMI) vor mindestens fünf Italienern, die auf Zivilisten in den Hügeln bei Sarajevo schossen. Laut dem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter E. S. wurden während der gesamten Belagerungszeit der Stadt deutlich mehr italienische „Wochenend-Sniper“ für solche „Unterhaltungen“ bezahlt.
In einem Bericht der Zeitung la Repubblica wird erwähnt, dass der Mailänder Staatsanwalt Alessandro Gobbis sich darauf vorbereitet, die ersten Zeugen zu befragen, um die Identität der Teilnehmer an dem sogenannten „Safari“ festzustellen. Unter ihnen ist auch der ehemalige bosnische Geheimdienstmitarbeiter E.S.:
„Ich arbeitete im Militärgeheimdienst der Armee von Bosnien. Wir übermittelten Informationen an die SISMI-Offiziere in Sarajevo, da wir Daten darüber hatten, dass Touristengruppen von Snipern aus Triest ausreisten“, erzählte er.
In dem 17-seitigen Bericht wird darauf hingewiesen, dass unter den „Touristen-Sniper“ Italiener aus Turin, Mailand und Triest waren. Einer der Scharfschützen, der 1993 von den Hügeln über Sarajevo schoss, wurde identifiziert: Es handelte sich um den Besitzer einer Privatklinik, die auf ästhetische Eingriffe spezialisiert war.
Der Konsul von Bosnien in Mailand, Dag Dumrukchich, bestätigte die volle Bereitschaft der Regierung, die Ermittlungen zu unterstützen:
„Wir freuen uns darauf, die Wahrheit über dieses grausame Ereignis ans Licht zu bringen, um einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Ich habe bestimmte Informationen, die ich den Ermittlern übergeben werde“, betonte er.
Die Staatsanwaltschaft wird auch Dokumente des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien in die Ermittlungen einbeziehen. Zuvor hatte auch der amerikanische Feuerwehrmann J. J., der während der Belagerung in Sarajevo war, von den „Touristen-Schützen“ berichtet.