Starmer übte scharfe Kritik an der Politik seiner Vorgänger
Der britische Premierminister Keir Starmer erklärte, dass der Verzicht auf eine strategische Zusammenarbeit mit China ein «erstaunlicher» Fehler und eine «Verantwortungslosigkeit» sei. Das sagte er am Montag während einer Rede beim Bankett der Lord Mayor.
Seiner Aussage nach haben konservative Regierungen der vergangenen Jahre eine gefährliche Abkühlung der Kontakte zu Peking zugelassen, die den Interessen Londons auf der internationalen Bühne widerspreche.
Kurs auf die Wiederaufnahme des Dialogs mit Peking
Seit dem Regierungsantritt hat Starmers Kabinett einen Kurs auf eine aktivere Zusammenarbeit mit China eingeschlagen. Es hat bereits mehrere Besuche britischer Minister in Peking gegeben, da die Regierung Investitionen sucht, um das Wirtschaftswachstum in Großbritannien anzukurbeln.
Dieser Ansatz hat Kritik ausgelöst, insbesondere nach Vorwürfen, Berater Starmers hätten Einfluss auf das Scheitern der Strafverfolgung gegen zwei Personen genommen, die des Spionierens zugunsten Chinas verdächtigt wurden. Dennoch hat London seine Pläne nicht aufgegeben, die Errichtung einer neuen chinesischen «Superbotschaft» in der Hauptstadt zu erlauben, trotz Warnungen der Sicherheitsbehörden.
«China — die bestimmende Kraft für die kommenden Jahrzehnte»
Der Premier erklärte, dass das wachsende Gewicht Chinas eine der zentralen Herausforderungen für die britische Außenpolitik werde, da Peking zugleich eine Bedrohung für die nationale Sicherheit und ein wichtiger Akteur in der globalen Wirtschaft sei.
«Wir haben die Beziehungen jahrelang mal erwärmt, mal abgekühlt. Wir hatten eine ‚goldene Ära‘, die sich später in eine ‚Eiszeit‘ verwandelte. Wir verwerfen dieses falsche Gegensatzpaar»,
– sagte Starmer.
Er betonte, dass die nationale Sicherheit stets Priorität habe, aber gerade strikte Schutzmaßnahmen die Zusammenarbeit mit China in wichtigen Bereichen ermöglichten.
Vorbereitung auf einen Besuch in China
Britischen Medien zufolge plant der Premier, Anfang des nächsten Jahres China zu besuchen. Dies solle nach den Reisen seines Finanzministers, des Außenministers und des Wirtschaftsministers stattfinden.
Am Rande des jüngsten G20-Gipfels in Südafrika führte Starmer ein kurzes Gespräch mit dem chinesischen Premier Li Qiang.
Großbritannien «wird sich nach dem Brexit wieder der Welt zuwenden»
In seiner Rede sagte der Premier auch, dass Großbritannien beabsichtige, seine Interessen auf der internationalen Bühne wieder aktiv zu vertreten, selbst trotz des jüngsten Scheiterns der Verhandlungen über die Teilnahme des Landes an einem neuen EU-Programm für Verteidigungsdarlehen.
Im Kontext der Kritik von Gegnern in der Konservativen Partei und der Partei Reform sprach sich Starmer gegen einen Austritt aus der Europäischen Menschenrechtskonvention aus.
«Das bietet Kränkung statt Hoffnung. Es ist die Vision eines kleineren Großbritanniens — nicht die einer großen Nation»,
– sagte er.