Von Lemkin bis Den Haag: Wie ein französischer Verlag die rechtliche Grundlage für ein Tribunal gegen Russland vorbereitet

Im Zentrum von Paris, in der Nähe der juristischen Fakultät der Sorbonne, arbeitet ein Familienverlag, der seit 1837 das rechtliche Gedächtnis Europas bewahrt. Benedikt und Arnold – die siebte Generation von Verlegern – tun mehr, als nur Bücher zu drucken. Sie schaffen eine intellektuelle Grundlage für den zukünftigen internationalen Gerichtshof gegen Russland.

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Autor: Oksana Melnychuk

Lehkin, Lauterpacht und die Geburt des Begriffs "Völkermord"

Während des Gesprächs zeigt Benedikt ein Buch von Philip Sands — einem der bekanntesten Professoren für internationales Recht weltweit:

Benedikt:

"Philip Sands hat in den 1980er Jahren unseren ersten Lehrgang veröffentlicht. In seinem Roman erwähnt er unseren Verlag, weil wir die Arbeiten von Raphael Lemkin über den Begriff des Völkermords veröffentlicht haben."

Lemkin ist heute eine Schlüsselperson für die Ukraine. Er:

  • entwickelte das Konzept des Völkermords,
  • führte dieses Wort in den wissenschaftlichen und juristischen Gebrauch ein,
  • legte die Grundlage für den Nürnberger Prozess.

Benedikt präzisiert:

Benedikt:

"Lemkin war ein polnischer Staatsanwalt. Er entwickelte das Konzept des Völkermords und erfand dieses Wort. Er diskutierte mit Lauterpacht, der ein anderes Konzept verteidigte — Verbrechen gegen die Menschlichkeit."

Auf diesen beiden Konzepten basiert heute Den Haag. Und genau diese Texte, die von der Familie Benedikt und Arnold gedruckt wurden, bilden die Beweisgrundlage für die Ukraine im rechtlichen Kampf gegen russische Verbrechen.

Internationales Recht als Instrument der Heilung

Benedikt formuliert seine Philosophie mit beeindruckender Präzision:

Benedikt:

"Dank des internationalen Rechts können wir zumindest teilweise das wiederherstellen, was der Krieg zerstört hat. Das ist der Sinn der rechtlichen Reparatur — Gerechtigkeit zurückzubringen."

Und dann folgt ein Satz, der zur Metapher ihrer gesamten Arbeit geworden ist:

Benedikt:

"Ich bin ein forensischer Experte in der Welt der Juristen. Ich suche die Wahrheit, damit andere den Weg zur Gerechtigkeit fortsetzen können."

Das ist weit mehr als Verlagswesen. Es ist die Diagnose von Verbrechen, die Bewahrung von Beweisen, die Festlegung rechtlicher Konzepte, die eines Tages zu Urteilen werden.

Jeder Krieg muss mit einem Gericht enden

Am Ende des Gesprächs spricht Oksana die Schlüsselworte:

Oksana Melnychuk:

"Jeder Krieg sollte mit einem internationalen Tribunal enden."

Und diese Formel ist nicht nur ein Traum. Es ist eine rechtliche Strategie.

Benedikt bestätigt:

Benedikt:

"Dank des internationalen Rechts können wir die Ergebnisse erzielen, die wir erwarten. Der nächste Krieg kann nur verhindert werden, wenn der aktuelle rechtlich qualifiziert wird und die Verbrecher verurteilt werden."

Sie sprechen darüber, dass Recht eine Form des Gedächtnisses ist. Und Gedächtnis ist die Grundlage der Gerechtigkeit.

Frankreich, das die Ukraine mit der Sprache des Rechts verteidigt

Dieses Gespräch handelt nicht von Büchern. Es ist ein Gespräch über die zivilisatorische Wahl Europas.

Das Ehepaar Benedikt und Arnold tut das, was für die breite Öffentlichkeit nicht immer sichtbar ist, aber für die Ukraine von lebenswichtiger Bedeutung:

  • es bewahrt juristische Texte, die das internationale Recht definieren;
  • es sorgt für den Zugang zu unverfälschten Primärquellen;
  • es bildet die intellektuelle Basis für ein zukünftiges Tribunal gegen Russland;
  • es unterstützt das ukrainische Volk durch die Arbeit mit weltweiten Beweisen für Verbrechen.

Aus solchen Institutionen entstand Nürnberg. Solche Menschen arbeiten heute für Den Haag. Solche Dialoge machen den Sieg der Ukraine nicht nur möglich, sondern auch unvermeidlich — rechtlich unvermeidlich.

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