Der Tod im Ausland ist immer eine doppelte Tragödie. Der Schmerz des Verlustes, multipliziert mit bürokratischem Chaos und finanziellen Rechnungen, die die Familie nicht alleine bewältigen kann. So erging es Igor Ostrowski, einem Sportler aus Fastow, dessen Leben in Belgien endete.
«Ein Albtraum. Gott, der goldene Junge…»
Die Nachricht vom Tod Igors kam plötzlich. Ohne Details. Ohne Erklärungen. Nur der Satz der belgischen Polizei: Die Leiche befindet sich im örtlichen Leichenschauhaus, holen Sie sie ab.
«Ein Albtraum. Mein Bruder rief an und sagte: Igor ist nicht mehr da. Ich sage: Was heißt nicht mehr da? Gott, der goldene Junge… Ich möchte solche Worte wie "das Himmelreich" nicht sagen, ich möchte andere Worte sagen…» – erinnern sich die Angehörigen an die ersten Minuten nach dem Anruf aus Belgien.
Danach nur kalte Zahlen. Der Transport der Leiche nach Ukraine: über 5.000 Euro, ohne zusätzliche Kosten. Für die Rentner Tatjana und Alexander Ostrowski war das eine Summe jenseits der Realität.

«So eine Behandlung von Ukrainern im Ausland ist unmenschlich»
Die belgische Polizei riet, sich an die Botschaft der Ukraine zu wenden. Die Botschaft antwortete: Holen Sie die Leiche so schnell wie möglich ab, sie stellte eine Liste von Bestattungsunternehmen zur Verfügung, und die Kosten – auf Kosten der Familie.
«Ich konnte mir nicht vorstellen, dass im Ausland ihre demokratischen Strukturen – in Anführungszeichen – so handeln können. So eine Behandlung von Ukrainern ist unmenschlich, besonders gegenüber Ukrainern im Ausland», sagt Igors Vater über die erste Erfahrung der Interaktion mit belgischen Institutionen.
Die Familie reichte alle Dokumente ein: Igor – eine Person mit Behinderung, verließ das Land während der umfassenden Invasion, war unter dem vorübergehenden Schutz Belgiens. Aber die Antwort blieb unverändert, und die Angehörigen erhielten eine Ablehnung.
Wenn Beamte schweigen und die Zeit vergeht
Nach mehreren erfolglosen Versuchen wandten sich die Eltern um Hilfe an Razom.ua. Die Redaktion begann mit einer informationsrechtlichen Untersuchung, die über drei Wochen dauerte.
In dieser Zeit wurden:
- Dutzende offizielle Briefe verschickt
- Verhandlungen mit einem Bestattungsunternehmen in Belgien geführt
- Anfragen an das Außenministerium der Ukraine gerichtet
- Anfragen an den Bürgermeister von Fastow gerichtet
- Anfragen an das Büro des Beauftragten der Werchowna Rada für Menschenrechte gerichtet
Gerade Ombudsmann Dmitro Lubinets griff als Erster auf staatlicher Ebene ein. Er wandte sich offiziell an das Außenministerium, woraufhin das Ministerium den Fall inhaltlich prüfte.
Das Außenministerium trifft eine Entscheidung: Der Staat übernimmt die Kosten
Nach Prüfung aller Dokumente traf das Außenministerium der Ukraine eine positive Entscheidung. Die Botschaft der Ukraine in Belgien informierte offiziell:
«Die Zahlung der Bestattungsdienste wurde gemäß der Verordnung Nr. 651 des Ministerkabinetts vorgenommen. Die Konsularabteilung führt zusammen mit dem Bestattungsunternehmen alle Vorbereitungsmaßnahmen für den Transport der Leiche nach Ukraine durch».
Wichtig: In der Ukraine gibt es kein staatliches Programm, das die Rückführung vollständig abdeckt. Aber das Kabinett Nr. 651 erlaubt es dem Staat, die Kosten in bestimmten Fällen teilweise oder vollständig zu erstatten – wenn es Gründe dafür gibt. Und genau diese Gründe wurden nachgewiesen.
«Jeder Ukrainer in der Welt muss wissen: Er wird nicht allein gelassen»
Auch die Gemeinden kamen in den Prozess ein. Der Vorsitzende der Bilohorodka-Gemeinde, Anton Owsiienko, wandte sich, als er von der Tragödie erfuhr, an den Bürgermeister von Fastow. Dies aktivierte eine Unterstützungs-Kette, die die Situation ins Rollen brachte.
«Es war notwendig, die Organe der lokalen Selbstverwaltung untereinander und mit den staatlichen Strukturen zu kommunizieren. Wir sind der Botschaft der Ukraine in Belgien dankbar – sie haben unter extrem schwierigen Bedingungen die Rückführung sichergestellt. Die koordinierende Rolle des Außenministeriums ist entscheidend. Der Staat Ukraine lässt seine Bürger nirgendwo allein. Jeder Ukrainer in der Welt sollte das Gefühl haben, dass sich um ihn gekümmert wird», erklärt der Bürgermeister von Fastow.
Fazit: Die Geschichte von Igor Ostrowski ist der Beweis dafür, dass es Mechanismen staatlicher Hilfe gibt, die jedoch aktiviert werden müssen. Viele Familien wissen nicht einmal von den rechtlichen Möglichkeiten zur Erstattung der Rückführungskosten.
