Was passiert ist
Das Unternehmen Shell hat seine Bemühungen wieder aufgenommen, seinen Anteil an der deutschen Raffinerie PCK Schwedt zu verkaufen, berichtet Reuters unter Berufung auf drei Quellen. Das Asset zieht Aufmerksamkeit nicht nur als Wirtschaftsobjekt, sondern auch als Teil der Energieinfrastruktur auf sich; ein Anteil davon (54,17 %) gehört der deutschen Tochter des russischen Konzerns Rosneft — Rosneft Deutschland.
Die deutsche Regierung stellte die Vermögenswerte von Rosneft Deutschland im September 2022 vorübergehend unter Kontrolle, um die Energiesicherheit zu gewährleisten, und verlängert diesen Status alle sechs Monate.
Interessenten und Vorgeschichte
Ein früherer Versuch von Shell, ihren Anteil an die britische Prax Group zu verkaufen, scheiterte. Laut Reuters gehört diesmal der private Händler Liwathon Group zu den Interessenten, wie Tibor Fedke, Partner der deutschen Kanzlei Noerr, die Liwathon in Deutschland berät, mitteilte.
„Liwathon Group ist einer der interessierten Käufer“,
— Tibor Fedke, Partner Noerr
Wichtige Fakten
Schwedt liefert einen Großteil des Treibstoffs für Berlin (einschließlich des Flughafens), Benzin für Tankstellen in Ostdeutschland sowie kritische Bestandteile für die örtliche chemische Industrie.
Im Februar 2024 berichteten Reuters, dpa und Handelsblatt, dass die Bundesregierung eine Verstaatlichung von Rosneft Deutschland in Erwägung gezogen habe, was jedoch nicht geschah. Am 29. Oktober erteilte das US‑Finanzministerium eine Lizenz, die die deutsche Rosneft‑Tochter bis April 2026 von US‑Sanktionen ausnimmt. Am 30. Oktober verzeichnete Reuters eine Wiederaufnahme der Diskussionen in Deutschland über eine mögliche Verstaatlichung.
Warum das wichtig ist (für Europa und für die Ukraine)
Diese Transaktion ist nicht nur ein Eigentümerwechsel. Wenn eine wichtige Raffinerie von oder in Verbindung mit russischen Vermögenswerten kontrolliert wird, schafft das geopolitische Verwundbarkeiten. Für Nachbarländer, darunter die Ukraine, ist die Stabilität der europäischen Energieversorgung eine Frage der Sicherheit und der Wirtschaft.
Der Verkauf des Assets könnte den Einfluss des Kremls auf die Energieinfrastruktur der EU verringern, doch die Wirkung hängt davon ab, wer der Käufer ist und zu welchen Bedingungen. Wird der Erwerber ein transparenter europäischer Investor mit angemessener regulatorischer Prüfung, sinken die Risiken. Hat der Käufer hingegen undurchsichtige Verbindungen oder verfolgt er Interessen Dritter, bleibt die Verwundbarkeit bestehen.
Wie geht es weiter
Einige zentrale Indikatoren, auf die es zu achten gilt: Entscheidungen der Regulierungsbehörden in Berlin über die Genehmigung des Verkaufs oder eine Verstaatlichung; die wirtschaftlichen Eigentümer potenzieller Käufer; die Reaktion der Sanktionspartner; sowie die Laufzeit der US‑Lizenz bis April 2026. Die Antworten auf diese Fragen werden entscheiden, ob Schwedt nur eine Geschäftstransaktion bleibt oder ob sie einen Präzedenzfall zur Verringerung des strategischen Einflusses Russlands auf Europas Energiesektor darstellt.
Fazit. Nun sind die deutschen Behörden und Regulierer am Zug: Erklärungen müssen in transparente Entscheidungen umgemünzt werden, die sowohl wirtschaftliche Interessen als auch die Sicherheitsbelange der Region berücksichtigen.