Was passiert ist
Die Regierung hat vorzeitig die Amtsbefugnisse des Aufsichtsratsmitglieds der NAK „Naftogaz der Ukraine“, Rostyslav Shurma, beendet. Laut Mitteilung der Pressestelle der Regierung vertrat Shurma den Staat im Rat, und seine Befugnisse wurden aufgrund eines von ihm eingereichten Rücktrittsgesuchs beendet.
"Die Amtsbefugnisse wurden aufgrund eines eingereichten Rücktrittsgesuchs beendet."
— Pressestelle des Ministerkabinetts
Kontext: Erneuerung des Managements und Zusammensetzung des Aufsichtsrats
Am 18. November schrieb die Regierung im Rahmen eines Plans zur Erneuerung des Managements staatlicher Unternehmen im Energiesektor eine Ausschreibung für die Posten der Mitglieder des Aufsichtsrats aus. Die Verträge des aktuellen Rats laufen im Januar 2026 aus, sodass der Erneuerungsprozess parallel zu den laufenden Aufgaben des Aufsichtsrats stattfindet.
Der Aufsichtsrat besteht aus sieben Personen: vier unabhängigen Mitgliedern und drei Staatsvertretern. Derzeit wird er von Anthony Marino geleitet; zu den unabhängigen Mitgliedern zählen Tor Martin Anfinnsen (ehemaliger Vizepräsident von Equinor), Richard Hookway (33 Jahre bei British Petroleum) und Ludo van der Heyden (Professor an der INSEAD). Staatsvertreter bleiben Natalia Boiko und Kostyantyn Marievych.
Außerdem wählte der Aufsichtsrat am 28. April 2025 Serhii Koretskyi zum Vorsitzenden der Geschäftsführung; er bekleidet das Amt seit dem 14. Mai. Am 10. Juni aktualisierte das Kabinett die Satzung von Naftogaz und die Regelungen zum Aufsichtsrat — nun bestätigt der Rat formell die Strategie sowie Investitions- und Finanzpläne und hat Einfluss auf die Ernennung der Geschäftsführung.
Affären und Reputation
Rostyslav Shurma ist ein ehemaliger stellvertretender Leiter des Präsidialamts für Wirtschaftsfragen, der im September 2024 entlassen wurde. Im April 2023 berichteten Journalisten von Bihus.Info, dass Solarkraftwerke in den besetzten Gebieten, die angeblich mit seinem Umfeld verbunden seien, bis zum Sommer 2023 Zahlungen nach dem "grünen Tarif" erhalten hätten, trotz möglicher fehlender Anbindung an das vereinte Energiesystem der Ukraine. Shurma bezeichnete diese Recherchen als "manipulativ und falsch".
Im September 2024 leitete das Nationale Antikorruptionsbüro (НАБУ) ein Strafverfahren wegen Zahlungen für auf den besetzten Gebieten erzeugten Strom ein. Im Juli 2025 führten deutsche Strafverfolgungsbehörden zusammen mit Detektiven des ukrainischen Nationalen Antikorruptionsbüros Durchsuchungen auf dem von Shurma gemieteten Anwesen bei München durch.
"Ich habe nicht den Status eines Verdächtigen oder Beschuldigten; alle Unternehmen, deren Aktionär mein Bruder ist, handeln im Einklang mit dem Gesetz."
— Rostyslav Shurma, ehemaliger stellvertretender Leiter des Präsidialamts für Wirtschaftsfragen
Warum das wichtig ist
Diese Entscheidung hat langfristige Folgen nicht nur für Einzelpersonen — sie berührt das Corporate Governance eines zentralen Akteurs im Energiesektor, das Vertrauen der Investoren und die Effektivität der Kontrolle über kritische Infrastruktur. Die Situation mit laufenden Untersuchungen und internationalen Ermittlungstätigkeiten erhöht den Fokus auf Transparenz und die Einhaltung internationaler Standards.
Fachkreise weisen darauf hin: Personalumbesetzungen bei Naftogaz müssen über offene Verfahren erfolgen und die Risiken für die Energiesicherheit sowie die finanzielle Stabilität des Unternehmens berücksichtigen.
Wie es weitergeht
Nun muss die Regierung die vakante Stelle des Staatsvertreters zügig und transparent besetzen und die Ausschreibung für die übrigen Positionen abschließen, um die Transparenz der Ratsentscheidungen bis zum Ablauf der Verträge im Januar 2026 zu gewährleisten. Sollten die Ermittlungen neue Ergebnisse bringen, wird dies rechtliche Klarheit — sowohl für die Verantwortlichen als auch für den Markt — erfordern.
Wird das Ministerkabinett diese personellen Veränderungen in einen Beleg für wiederhergestellte Transparenz und Zuverlässigkeit gegenüber den Partnern der Ukraine verwandeln können? Die Antwort wird nicht nur die Reputation von Naftogaz bestimmen, sondern auch das Vertrauen in das Management kritischer Infrastruktur unter Kriegsbedingungen.