Kupiansk und die Berichte aus dem Kreml: Warum Kommandeure von „Kontrolle“ sprechen — und was das für die Front bedeutet

Russische Offizielle berichten weiterhin von „Erfolgen“ in Kupjansk, obwohl die Lage an der Front etwas anderes besagt. Das ist nicht nur Informationskrieg — es geht um die Angst, ihre Posten zu verlieren, und um die Motivation, die Kampfhandlungen fortzusetzen. Wir analysieren, warum diese Diskrepanz gerade jetzt von Bedeutung ist.

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Was passiert ist

Die russische Führung hat dem Kreml erneut berichtet, sie habe angeblich die vollständige oder faktische Kontrolle über Kupjansk (Region Charkiw) erlangt, trotz des jüngsten Besuchs von Präsident Selenskyj und der Aussagen der ukrainischen Streitkräfte über die Fortsetzung der Operation in der Stadt. Der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko, bezeichnet diese Meldungen als bewusste Fälschung.

Warum das wichtig ist

Die Diskrepanz zwischen den offiziellen Berichten aus dem Kreml und der Lage vor Ort ist nicht nur ein peinliches Informationsdurcheinander. Nach Ansicht von Analysten und Vertretern des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation verfolgt diese Rhetorik eine innere Absicht: die Reputation und die Posten von Kommandeuren zu sichern, die für misslungene Operationen verantwortlich sind, und zugleich die Fortsetzung des groß angelegten Krieges zu rechtfertigen.

Warum sie lügen — kurz und auf den Punkt

Die Logikelemente dieses Verhaltens sind einfach: Niederlagen untergraben die Karriere in einem System, das auf Berichten über „Siege“ aufgebaut ist. Deshalb haben Führende der militärischen und politischen Strukturen einen Anreiz, optimistische, aber ungenaue Einschätzungen zu liefern — selbst wenn die reale Lage etwas anderes zeigt.

Fakten vor Ort

  • Am 12. Dezember berichtete die Zeitung «Charta», dass eine russische Gruppierung in Kupjansk umzingelt worden sei — mehr als 200 Personen; der Landzufahrtsweg für die russische Armee sei angeblich abgeschnitten worden.
  • Am 15. Dezember teilten russische Militärs mit, dass die in Kupjansk eingeschlossenen Kräfte sich in Richtung Stadtzentrum verlagert hätten.
  • Am 17. Dezember erklärte ein Vertreter des ukrainischen Kommandos, dass die Streitkräfte der Ukraine etwa 90% des Stadtgebiets kontrollierten. Parallel dazu kursierten in den Medien Zahlen zur Gesamtstärke der russischen Truppen, die in Operationen gegen die Ukraine eingesetzt sind.

"Deshalb erzählen sie ihm von Siegen. Allerdings will auch Putin selbst weiterkämpfen."

— Andrij Kowalenko, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation

Was Quellen und Analysten sagen

Militärische Quellen und Analysten sind sich einig, dass die Informationsberichte des Kremls gleichzeitig zwei Zielen dienen: taktische Misserfolge zu kaschieren und eine politische Rechtfertigung für weitere Eskalationen zu schaffen. Das schafft Risiken — sowohl operative (falsche Einschätzung der Lage an der Front) als auch politische (innerhalb der Elite des Regimes).

Fazit

Die Diskrepanz zwischen den Erklärungen moskauer Amtsträger und der tatsächlichen Kontrolle über Kupjansk unterstreicht: Die Informationskampagne des Feindes ist Teil der Taktik. Für die Ukraine ist es wichtig, nicht nur operative Erfolge vor Ort zu konsolidieren, sondern auch überprüfte Daten systematisch zu dokumentieren und zu verbreiten, um inner-russische Mythen zu neutralisieren. Der nächste Schritt besteht darin, taktische Errungenschaften in einen nachhaltigen strategischen Vorteil zu verwandeln, indem man die logistischen Wege des Feindes blockiert und die internationale Unterstützung stärkt. Ob das gelingt, hängt von der Geschwindigkeit und Qualität der Koordination auf allen Ebenen ab.

Weltnachrichten

Politik

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