Sacharow-Preis: Europaparlament zeichnet inhaftierte Journalistinnen und Journalisten aus Belarus und Georgien aus – Test europäischer Solidarität

Andrzej Poczobut und Mzia Amaglobeli erhielten den Sacharow-Preis, obwohl beide inhaftiert sind. Die Zeremonie ist nicht nur eine Anerkennung, sondern auch ein Signal der EU für die Notwendigkeit konkreter Maßnahmen gegen die Repressionen in der Region.

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Sacharow-Preis 2025: Was passiert ist und warum es wichtig ist

Das Europäische Parlament hat in diesem Jahr den Sacharow-Preis für geistige Freiheit an die Preisträger überreicht — den belarussischen Journalisten Andrzej Poczobut und die georgische Medienvertreterin Mzia Amaglobeli. Da beide inhaftiert sind, nahmen ihre Vertreter die Auszeichnungen entgegen. Die Information veröffentlichte das Europaparlament; die Meldung verbreiteten auch ukrainische Agenturen, darunter UNN.

Zitate, die für sich sprechen

Wir haben diesen Weg nicht gewählt, aber wir entscheiden uns täglich für Hoffnung und den Glauben daran, dass Wahrheit und Menschenwürde weiterhin zählen. Da er heute nicht hier sein kann, hoffe ich, dass er auf irgendeine Weise weiß: man hat ihn nicht vergessen

— Jana Poczobut, Tochter von Andrzej Poczobut

Ich nehme diese Auszeichnung im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen entgegen, die heute in Georgien dafür kämpfen, den Journalismus als solchen zu retten. Sie arbeiten unermüdlich, damit Sie die Stimme des Widerstands der Bürger Georgiens hören und damit die Wahrheit nicht zum Schweigen gebracht wird

— Mzia Amaglobeli (Ansprache verlesen von Irma Dimitradze)

Fakten, die man nicht übersehen sollte

Andrzej Poczobut wurde in Belarus zu 8 Jahren Haft verurteilt; er sitzt seit 2023 im Gefängnis und wurde kürzlich nicht in die Listen für eine Begnadigung aufgenommen. Mzia Amaglobeli, Gründerin unabhängiger Medien, wurde im August 2025 zu zwei Jahren Haft verurteilt wegen angeblichen „Widerstands gegen die Polizei“ während einer Aktion, bei der Aufkleber verwendet wurden.

Der Kontext ist breiter: Laut Monitoring wurden in Georgien von Mai 2024 bis zum 2. Mai 2025 342 Fälle von Verletzungen der Rechte von Journalistinnen und Journalisten registriert. In Belarus eröffnete die Generalstaatsanwaltschaft bereits im März 2021 Verfahren gegen Vertreter der Union der Polen, zu denen auch Andrzej Poczobut und weitere Aktivisten gehörten.

Europas Position und der praktische Sinn der Auszeichnung

Der Sacharow-Preis ist nicht nur ein Symbol. Als wichtigste EU-Auszeichnung im Bereich der Menschenrechte fungiert er als öffentliches Signal der Aufmerksamkeit für konkrete Fälle von Verfolgung. Die Verleihung des Preises an inhaftierte Journalistinnen und Journalisten signalisiert, dass das Thema Meinungsfreiheit auf der Agenda des Europaparlaments bleibt und nicht nur Erklärungen, sondern konkrete Maßnahmen erfordert — von Sanktionen bis zur Unterstützung unabhängiger Medien und juristischer Hilfe.

Was das für die Region und für die Ukraine bedeutet

Diese Zeremonie ist Teil eines breiteren Drucks auf autoritäre Praktiken in den Nachbarländern. Für die Ukraine ist es wichtig, dass die EU die Aufmerksamkeit für die Meinungsfreiheit in der Region aufrechterhält: Das stärkt die Argumente für internationale Unterstützung ukrainischer Medien, den Schutz journalistischer Rechercheformate und Hilfsprogramme für politische Gefangene und ihre Familien.

Fazit: Vom Symbol zur Tat

Die Verleihung des Sacharow-Preises an Andrzej Poczobut und Mzia Amaglobeli ist ein klares Zeichen der Solidarität. Der nächste Schritt liegt bei den Partnern: die symbolische Unterstützung in konkrete Instrumente des Drucks und der Hilfe zu überführen — andernfalls besteht das Risiko, dass wichtige Botschaften nur auf dem Papier bleiben. Ob Europa dieses Signal durch praktische Schritte verstärken will, ist eine Frage, deren Antwort die Wirksamkeit des Schutzes der Meinungsfreiheit in der Region bestimmen wird.

Weltnachrichten

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