Was geschehen ist
Im Verlauf des Tages vom 15. auf den 16. Dezember haben russische Kräfte konzentriert die Stele am Ortseingang von Kupjansk beschossen – genau diejenige, vor der Präsident Wolodymyr Selenskyj am 12. Dezember eine Videobotschaft aufnahm und Fotos machte, um Kreml-Angaben über eine vollständige Besetzung der Stadt zu widerlegen. Das berichteten zwei Gesprächspartner aus dem Militärkreis, die in der Region tätig sind, gegenüber LIGA.net.
Warum das für die Informationsfront wichtig ist
Die Gesprächspartner vermuten, dass die Angriffe gezielt waren und überwiegend einen informationellen Zweck verfolgten: das Aussehen des Denkmals zu verändern, um die bloße Tatsache des Aufenthalts des Präsidenten in der Stadt in Frage zu stellen. Diese Taktik zielt nicht auf operative Vorteile auf dem Schlachtfeld, sondern auf die Manipulation visueller Beweise.
"Technisch ist das möglich. Unsere [Verteidiger] haben in anderen Situationen per Drohne sogar Flaggen abgerissen"
— Wiktor Trehubow, Sprecher des Kommandos der Vereinigten Streitkräfte
Technische und operative Komponente
Im Kommando der Vereinigten Streitkräfte betonten sie, dass präzise Schläge auf stationäre Symbole technisch durchführbar seien – unter anderem mithilfe von Drohnen. Gleichzeitig vermuten die Gesprächspartner von LIGA.net, dass solche Angriffe aus praktischer militärischer Sicht wenig Nutzen bringen: Sie sind eher als Mittel des informationellen Drucks zu sehen.
Der Kontext der Operation bestätigt das: Am 17. Dezember meldete der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Syrskyj, dass die Verteidiger durch aktive Such- und Schlagaktionen die Russen zurückgedrängt und fast 90% der Stadt unter Kontrolle gebracht hätten. Für die Operation in Kupjansk war der Kommandeur der gleichnamigen taktischen Gruppe verantwortlich, General Solimtschuk (stellvertretender Leiter des KOS Drapatyi).
Was das für die Ukraine bedeutet
Der Schlag gegen ein Symbol ist ein Signal: Der Kreml versucht, Vertrauen in Fakten zu untergraben und die lokale Bevölkerung zu demoralisieren. Doch die physische Zerstörung des Zeichens wird die belegten Fakten über die Präsenz der ukrainischen Behörden und die Erfolge auf dem Schlachtfeld nicht auslöschen.
"Warum nicht? Am 15. November forderten sie ihre Leute tatsächlich auf, mit russischen Fahnen zu wedeln. Und sie wurden sogar aus Drohnen abgeworfen. Militärischen Nutzen hätte das meiner Einschätzung nach nicht – eher das Gegenteil"
— Wiktor Trehubow, Sprecher des Kommandos der Vereinigten Streitkräfte
Fazit
Diese Schläge sind ein Beispiel dafür, wie der Gegner sogenannte symbolische Angriffe mit informationellen Narrativen verbindet. Für die Leserschaft bedeutet das: Nicht nur auf äußere Attribute des Konflikts achten, sondern auf verifizierte Fakten und operative Ergebnisse. Der nächste Schritt der Ukraine muss die physische Präsenz in den befreiten Gebieten mit systematischer Informationsarbeit verbinden, damit die Darstellung der Realität nicht durch einzelne harte Aktionen des Feindes ersetzt werden kann.