Kurz
Ungarn hat die jährliche Erklärung der Europäischen Union zur Erweiterung auf der letzten Ratsversammlung des Jahres blockiert und damit keine positive Bewertung der Anstrengungen der Ukraine auf dem Weg zur EU gebilligt. Das ist nicht nur ein diplomatischer Vorfall: Die Folgen betreffen internationales Vertrauen, Signale für Beitrittskandidaten und dringende Entscheidungen über die Finanzierung der Ukraine.
Einzelheiten des Ereignisses
Die dänische Ministerin für europäische Angelegenheiten, Marie Bjerre, berichtete, dass Versuche, auf der Sitzung einen Konsens zu erzielen, wegen der Blockade durch einen Mitgliedstaat gescheitert seien. Ihrer Darstellung zufolge haben 26 Mitgliedstaaten ihre Unterstützung für die Ukraine bekundet, doch ein formeller Schluss des Rates wurde nicht angenommen.
„Wir haben versucht, zu einer Schlussfolgerung des Rates zu gelangen, aber leider ist uns das aufgrund der Blockade durch einen Mitgliedstaat nicht gelungen. Unsere Versuche, eine Lösung zu finden, wurden abgelehnt, und das bedauere ich sehr. 26 Mitgliedstaaten zeigen starke Unterstützung für die Ukraine, und die Ukraine erfüllt die Versprechen.“
— Marie Bjerre, dänische Ministerin für europäische Angelegenheiten
Der deutsche Minister für Europa, Günter Krichbaum, bezeichnete laut DW das Vorgehen Budapests als „zunehmend destruktiv“ und warf der ungarischen Regierung vor, gemeinsame EU-Entscheidungen zu behindern.
„Das Verhalten Ungarns wird zunehmend destruktiv und behindert die Lösung zentraler Fragen für Europa und für die Ukraine.“
— Günter Krichbaum, Minister für Europa (Deutschland)
Warum das für die Ukraine wichtig ist
Erstens ist es eine Frage des Vertrauens: Wenn die EU nicht einmal ein deklaratives Dokument wegen des Vetos einer einzigen Hauptstadt beschließen kann, sendet das Partnern und Beitrittskandidaten ein fragwürdiges Signal über die Stabilität der europäischen Perspektive.
Zweitens wirkt sich das auf finanzielle Entscheidungen aus. Auf der Sitzung am 16. Dezember wurde auch die Sicherstellung der kontinuierlichen Finanzierung der Ukraine erörtert, insbesondere die Mechanik der „Reparationskredite“. Verzögerungen beim politischen Konsens erschweren die Umwandlung von Erklärungen in Geld und Garantien.
Der Kontext ist wichtig: Am 6. Dezember wurde berichtet, dass Belgien Plan A der Finanzhilfe blockiert habe und Ungarn Plan B; am 12. Dezember reagierte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán scharf auf eine Abstimmung über das Einfrieren von russischen Vermögenswerten und nannte die EU-Institutionen eine „Brüsseler Diktatur“. Diese Reihe von Ereignissen zeigt systemische innere Spannungen, die nicht nur dem Image schaden, sondern auch die praktischen Möglichkeiten für die Ukraine beeinträchtigen.
Wie geht es weiter
Diplomaten und Analysten in Brüssel weisen darauf hin: Die formale Unterstützung durch 26 Länder ist eine wichtige Ressource, aber für die Ukraine ist es entscheidend, dass diese in unterzeichnete Verträge und finanzielle Mechanismen überführt wird. Alternativen – verstärkte bilaterale Abkommen mit Schlüsselpartnern oder die Einführung strengerer Verfahren in der EU, um einseitige Blockaden zu vermeiden – müssen Teil der Debatte werden.
Solange die Aufmerksamkeit auf öffentlichen Erklärungen liegt, besteht die reale Aufgabe für die Ukraine und ihre Partner darin, politische Solidarität in verlässliche wirtschaftliche und sicherheitspolitische Unterstützung zu verwandeln. Die Frage ist nun, ob es gelingt, die Worte der Mehrheit in konkrete Entscheidungen umzusetzen, die das Tempo der Eurointegration erhalten und die Stabilität der Finanzierung sichern.
„Das ist in vieler Hinsicht eine historische und entscheidende Woche für Europa. Für die Ukraine und für die europäische Sicherheit ist es absolut notwendig, eine Lösung für die Ukraine zu finden.“
— Marie Bjerre, dänische Ministerin für europäische Angelegenheiten