Sir Tom Stoppard ist im Alter von 88 Jahren zuhause im Kreise seiner Familie gestorben. Im Laufe seines Lebens schrieb er Drehbücher und brachte sein eigenes Theaterstück "Rosenkrantz und Guildenstern sind tot" auf die Leinwand.
Seinem Agentenbüro United Agents zufolge wird Tom Stoppard für seine Werke in Erinnerung bleiben, "für ihre Genialität und Menschlichkeit, ebenso wie für seinen Witz, seine Unverschämtheit, seine seelische Großzügigkeit und seine tiefe Liebe zur englischen Sprache".
Biografie des Dramatikers
Tomáš Strausler, der spätere Tom Stoppard, wurde in der tschechischen Stadt Zlín in eine jüdische Familie geboren. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs floh seine Familie nach Singapur; 1941 mussten sie erneut fliehen, aus Angst vor der japanischen Invasion. Alle Verwandten, die in Zlín zurückblieben, wurden während des Holocausts getötet.
Seine Mutter schaffte es mit den beiden Söhnen nach Indien, während der Vater, Arzt bei der Schuhfirma Baťa, zusammen mit anderen männlichen Angestellten in Singapur zurückgelassen, nach der Eroberung der Stadt von den japanischen Truppen interniert wurde und bei einer Bombardierung eines japanischen Schiffes auf See ums Leben kam.
1946 heiratete Tomáš' Mutter zum zweiten Mal den Major der britischen Armee Kenneth Stoppard und zog mit ihm nach England. Der Stiefvater gab den Jungen seinen Nachnamen und eine ausgezeichnete Ausbildung. Tom wurde jedoch mit 17 Jahren von der Schule verwiesen, begann eine journalistische Laufbahn und zog später nach London, wo er unter dem Pseudonym William Booth für Radio und Fernsehen zu schreiben begann.
Künstlerische Laufbahn
1967 wurde seine erste abendfüllende Arbeit "Rosenkrantz und Guildenstern sind tot" am National Theatre aufgeführt. Es folgten weitere Stücke, darunter ausgezeichnete Werke.
Stoppards Beitrag zum dramatischen Schaffen brachte ihm zahlreiche Tony- und Olivier-Preise sowie einen Golden Globe und gemeinsam mit Marc Norman einen Oscar für ihr Drehbuch zu "Shakespeare in Love" (1998), in dessen Hauptrolle die Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow zu sehen war.
Er schrieb zudem viel für Fernsehen, Radio und Film, darunter die Adaption von Lew Tolstois Roman "Anna Karenina" für den Film von 2012 mit Keira Knightley und Jude Law in den Hauptrollen, und er schuf die Serie "Parade's End" mit Benedict Cumberbatch und Rebecca Hall nach den Romanen von Ford Madox Ford.
2020 veröffentlichte Sir Tom sein neue halbautobiografische Stück "Leopoldstadt", das im jüdischen Viertel Wiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt und ihm später den Olivier Award für das beste neue Stück sowie vier Tony Awards einbrachte.
Privatleben
Sein Privatleben war nicht minder stürmisch. Er hatte Beziehungen mit der Schauspielerin Felicity Kendal, die damals mit dem Theaterregisseur Michael Rudman verheiratet war und zu dem später zurückkehrte, und später mit Sinéad Cusack, als diese in einer "stürmischen und dramatischen" Ehe mit Jeremy Irons lebte.
Er war außerdem zweimal verheiratet: mit Dr. Miriam Moore-Robinson und mit Sabrina Guinness aus der bekannten Familie Guinness.
Besuche in der UdSSR und in der Tschechoslowakei
Bemerkenswert ist, dass Tom Stoppard im Februar 1977 die UdSSR zusammen mit Mitarbeitern von Amnesty International besuchte. Über diese Reise schrieb er:
"In Moskau hatte ich große Angst. Es war grau, kalt, man überwachte mich, fotografierte mich auf der Straße; in Petersburg ging es etwas besser."
– erinnerte sich der Dramatiker.
Er besuchte auch die Tschechoslowakei, wo er den oppositionellen Dramatiker Václav Havel kennenlernte, dem er sein nächstes Stück "Professional Foul" widmete.